Erkrankungen der Schilddrüse

„Warum sind Schilddrüsenerkrankungen eigentlich so häufig?“, wurde ich vor ein paar Tagen wieder gefragt. Ja, Veränderungen der Schilddrüse sind tatsächlich recht häufig. Bei etwa 30 % der Menschen in Deutschland findet man im Ultraschall kleine Zysten oder Knoten. Meist sind sie vollkommen harmlos und eine gelegentliche Kontrolle per Ultraschall reicht sicher aus.

Unterfunktion der Schilddrüse

Die häufigste Funktionsstörung der Schilddrüse ist eine Unterfunktion. Und die ist echt häufig und kann auch viele unterschiedliche Symptome verursachen: Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtszunahme, Konzentrationsstörungen, teigige Haut, brüchige Fingernägel. Eine angeborene Unterfunktion der Schilddrüse führt zu schweren Entwicklungsstörungen. Aber darauf wird im Screening bei Neugeborenen untersucht und entsprechend sofort behandelt.

Besonders junge Frauen sind oft von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen. Meistens ist eine Störung der Immunreaktion die Ursache. Die körpereigene Abwehr zerstört irrtümlicherweise die Schilddrüsenzellen. Diese Autoimmunerkrankung heißt im Fachbegriff Hashimoto-Thyreoiditis, benannt nach ihrem Entdecker, dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto. Sie führt dazu, dass im Laufe des Lebens die Schilddrüse immer weiter verkleinert und abgebaut wird und schließlich irgendwann ganz verschwinden kann.

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
Eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse (Sonografie) gibt schnell Aufschluss über die Beschaffenheit des Organs.

Das klingt zunächst dramatisch – ist es aber nicht, weil wir zum Glück die Möglichkeit haben, das Hormon, das die Schilddrüse produziert, künstlich in Tablettenform einzunehmen. Je kleiner die Schilddrüse wird, je ausgeprägter also die Unterfunktion ist, desto höher muss die Hormongabe dosiert werden. Regelmäßige Untersuchungen (Ultraschall und Blutentnahme zur Laboruntersuchung) sind also sinnvoll, um den Abbauprozess der Schilddrüse und den Hormonspiegel im Blick zu behalten und die Medikamentendosierung nach Bedarf immer wieder anzupassen.

Überfunktion der Schilddrüse

Seltener als die Unterfunktion ist eine Schilddrüsenüberfunktion. Auch hier kann eine Immunstörung zugrunde liegen, oder es wird durch Knoten an der Schilddrüse zu viel Hormon gebildet. Solche einzelnen Knoten werden als autonomes Adenom bezeichnet. Manchmal wechselt die Funktionslage auch im Laufe einer Autoimmunstörung von Überfunktion zu Unterfunktion. Das ist etwas vertrackt, ja – regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen sind daher bei einer Erkrankung zu empfehlen.

Zur Behandlung einer Überfunktion werden Medikamente eingesetzt, die die Schilddrüsenfunktion bremsen, sogenannte Thyreostatika. Sollte eine medikamentöse Behandlung nicht ausreichen, um die Funktion der Schilddrüse dauerhaft zu normalisieren, kann eine Operation oder Radiojodbehandlung sinnvoll sein, um zum Beispiel einzelne Knoten, die zu viel Hormon produzieren, zu entfernen.

Vergrößerung der Schilddrüse

Eine weitere relativ häufige Veränderung der Schilddrüse ist eine Vergrößerung des gesamten Organs, eine sogenannte Struma. Inzwischen sehen wir das hier in der Praxis allerdings seltener. In Extremfällen kann das vergrößerte Organ im ungünstigen Fall auf die Luftröhre oder Speiseröhre drücken. Je nach Grad der Vergrößerung kann dann eine Operation notwendig sein, um die vergrößerte Schilddrüse in Teilen zu entfernen.

Alle anderen Erkrankungen der Schilddrüse, besonders auch Tumorerkrankungen, sind sehr selten, sollten aber natürlich bei entsprechenden Anzeichen in Betracht gezogen und ärztlich abgeklärt werden.

Warum sind Schilddrüsenerkrankungen so häufig?

Für die Vergrößerung der Schilddrüse, eine sogenannte Struma, macht man einen Mangel an Jod verantwortlich. Die Unterfunktion kommt meist durch eine Störung der Immunfunktion zustande. Hier wird spekuliert, ob Umwelteinflüsse, Toxine, Mangel an Selen, Zink und anderen Mikronährstoffen eine Rolle spielen. Genau weiß man das bisher nicht. Sicher kann auch die Genetik eine Rolle spielen.

Die klassische Medizin gibt sich in der Regel damit zufrieden, ein Schilddrüsenhormon-Präparat zu verordnen. Nach meiner Erfahrung lohnt es sich aber im Einzelfall, auch nach den Ursachen für eine Schilddrüsenstörung zu suchen. Denn diese Ursachen können durchaus auch andere Störungen im Hormonsystem oder anderer Körperfunktionen nach sich ziehen. Bei individuellen Fragen dazu sprechen Sie uns gern an.

Untersuchung der Schilddrüse bei uns in der Praxis

Eine Ultraschalluntersuchung und die Bestimmung eines einzelnen Blutwertes geben schnell und einfach Aufschluss über die Beschaffenheit und den Funktionszustand der Schilddrüse. Wenn sich hier Auffälligkeiten zeigen, können gezielt weitere Untersuchungen und ggf. Behandlungen eingeleitet werden. Bei Bedarf sprechen Sie uns gern an, um einen Termin zu vereinbaren.

Kommentar hinterlassen